Deshimaru

Sitzmeditation und ihre Bedeutung

Wenn du dich mit Zen beschäftigst – sei es aus philosophischem Interesse, als Übung zur Achtsamkeit oder im Kontext einer Kampfkunst wie Aikido oder Shorinji Kempo – wirst du früher oder später auf das Herzstück dieser Praxis stoßen: Zazen, die stille Sitzmeditation.

Was ist Zazen?

Der Begriff Zazen (jap. 座禅) bedeutet wörtlich „Sitzen in Versenkung“ oder „sitzende Meditation“. Es handelt sich dabei nicht um eine Entspannungsübung im klassischen Sinne, sondern um eine aufmerksame, klare Praxis, die den Geist schult und das direkte Erleben der Gegenwart ermöglicht. Zazen steht im Zentrum aller Zen-Schulen und ist die grundlegende Methode zur Schulung des Geistes.
Anders als bei vielen westlichen Meditationsformen geht es im Zazen nicht darum, etwas zu erreichen – keine Erleuchtung zu erzwingen, keine Gedanken zu unterdrücken. Es geht darum, einfach zu sitzen, wach, präsent und völlig gegenwärtig zu sein. Diese scheinbar einfache Aufgabe birgt eine tiefgründige geistige Schulung.

Die richtige Haltung

Die Körperhaltung spielt im Zazen eine zentrale Rolle. Denn der Geist folgt dem Körper – und umgekehrt. Eine aufrechte, stabile Haltung unterstützt die innere Wachheit und Klarheit.

Setze dich auf ein Zafu (rundes Meditationskissen) oder eine gefaltete Decke.

Die Beine werden im Halb- oder Voll-Lotos gekreuzt, alternativ im burmesischen Sitz oder auf einem kleinen Bänkchen.

Das Becken ist leicht nach vorn gekippt, die Wirbelsäule richtet sich auf.

Die Schultern sind entspannt, das Kinn leicht eingezogen.

Die Hände ruhen im Mudra der Meditation: die linke Hand liegt in der rechten, Daumenspitzen berühren sich leicht und formen einen Kreis.

Der Blick ist offen und fällt schräg nach unten, etwa einen Meter vor dich auf den Boden, ohne zu fokussieren.


Diese Haltung fördert nicht nur die körperliche Stabilität, sondern auch eine geistige Sammlung und Offenheit

Die Bedeutung der Atmung

Die Atmung ist im Zazen nicht kontrolliert oder manipuliert – sie ist natürlich, ruhig und tief. Oft beginnt man damit, die Ausatmung zu zählen (von eins bis zehn und wieder zurück), um die Aufmerksamkeit zu bündeln. Die Atmung verankert dich im gegenwärtigen Moment und hilft, die flüchtigen Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen.

Einatmen – ausatmen – sein.

Geistige Arbeit im Zazen

Während des Zazen kommen Gedanken, Erinnerungen, Emotionen – das ist normal. Die Übung besteht darin, sie wahrzunehmen, aber nicht an ihnen festzuhalten. Wie Wolken am Himmel ziehen sie vorbei. Wir kehren immer wieder zur Haltung, zum Atem, zum gegenwärtigen Moment zurück.
Diese geistige Disziplin – das wiederholte Zurückkehren – stärkt Konzentration, innere Ruhe und Achtsamkeit. Im Zen spricht man manchmal von Shikantaza (jap. 只管打坐) – dem „nur Sitzen“, einer Haltung des reinen, absichtslosen Daseins.

Koans: Fragen, die den Geist sprengen

In manchen Zen-Schulen, vor allem im Rinzai-Zen, arbeitet man im Zazen auch mit sogenannten Koans – paradoxen Fragen oder Geschichten, die den rationalen Verstand herausfordern. Ein bekanntes Beispiel:

„Wie klingt das Klatschen einer einzigen Hand?“

Koans können verwirrend wirken, aber genau das ist ihre Funktion: Sie sollen den gewohnten Denkmechanismus durchbrechen und zu einer tieferen, intuitiven Einsicht führen. Die Arbeit mit Koans erfolgt meist unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers.

Fazit

Zazen ist weit mehr als stilles Sitzen. Es ist eine radikale Praxis der Präsenz, ein Spiegel, der uns zeigt, wie der Geist funktioniert – und wie er zur Ruhe kommen kann. Ob du Zen als Lebensweg gehst oder Zazen als Ergänzung zu deiner Kampfkunst verstehst: Diese Form der Meditation kann dir helfen, innerlich klarer, ruhiger und kraftvoller zu werden.
Du brauchst nicht viel dafür: ein Kissen, einen ruhigen Ort – und die Bereitschaft, dich auf dich selbst einzulassen.
Setz dich einfach hin:

„Wenn Du gehst, gehe. Wenn Du sitzt, dann sitze. Schwanke nicht!“
 
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